Dr. Irina Cernova Burger hat 2010 ihr Unternehmen RUS 2 SWISS Immobilien gegründet und gibt Einsteigern Tipps für den Aufbau ihrer Unternehmens.
Welchen Ausbildungsgang bei welchem Institut haben Sie absolviert?
Für mich hat den Start in die Theorie der Schweizer Immobilienwelt das Ausbildungszentrum FEUSI in Bern gegeben. Im Nachgang zu einem umfassenden Vorbereitungsprogramm unter der etwas merkwürdigen Bezeichnung “Einführung in die Immobilienbasiskompetenz”, absolvierte ich die Ausbildung zur Immobilienmaklerin. Das ganze Paket dauerte fünf Semester. Zur Zeit wird das Angebot umstrukturiert.
Haben Sie einen (Praxis-)Tipp für jemanden, der aktuell eine solche Ausbildung absolvieren möchte, etwa zur Auswahl eines Studienganges oder zum Erreichen eines möglichst guten Abschlusses?
Tipp 1: Dialektkenntnisse. Feusi in Bern ohne Berndeutsch-Kenntnisse? Es lohnt nicht, einzusteigen. Du muesch eifach Schwitzerdütsch scho vorhär chönne redä oder verstah… Praktisch alle Fächer werden im Schweizer Dialekt präsentiert. Auch wenn die Lehrbücher hochdeutsch geschrieben sind, die Teilnahme an Diskussionen ist wichtig. Ich hatte den heimatlichen Stil der Dozentinnen und Dozenten genossen. Das entsprach meinem Bedürfnis. Weg aus den raffinierten akademischen Kreisen in ein buntes reales Leben mit all seinen Facetten.
Tipp 2: Doppelte Buchhaltung. Rechnungswesen ist bei der Immobilienausbildung ein wichtiges Fach, nicht nur für solche, welche die Fachrichtung Immobilienbewirtschaftung gewählt haben. Für alle ohne kaufmännische Ausbildung lohnt es, die ökonomisch-kommerzielle Kenntnisse im Voraus zu erwerben. Ich hatte vorher in Zürich einen Kurs für die Führung doppelter Buchhaltung abgeschlossen. Wenn man keine Ahnung über die Geheimnisse rund um Aktiva und Passiva hat, wird das Studium gebremst.
Wie hat Ihnen Ihre Ausbildung beim nächsten Karriereschritt geholfen?
Der Vergleich „vorher-nachher“ war sehr befriedigend. Ich hatte zwar schon zwei Universitätsabschlüsse, in Russland und in der Schweiz, hatte sogar Promotion an der Universität Bern, wusste aber wenig über rechtliche und wirtschaftliche Verhältnisse in der Schweiz. Aber ich hatte schon praktische Erfahrung mit der Betreuung von ausländischen Geschäftskunden und wollte eine kompetente Beratung im Immobilienbereich bieten. Nach dem Abschluss der Feusi Schule, haben mein Partner und ich das Unternehmen RUS 2 SWISS GmbH Immobilien GmbH auf die Beine gestellt. Die Kompetenzen in der Immobilienvermarktung, Immobilienbewertung, Bauwesen, Raumplanung, die Kenntnisse der spezifischen schweizerischen rechtlichen Aspekten des Immobilienkaufs und Verkaufs, des Mietrechts, des Stockwerkeigentumsrechts sowie des Schweizer Besteuerungssystems sind einfach notwendig, um korrekte Geschäftsabschlüsse zu tätigen und als internationale Immobilienmaklerin sich zu positionieren. Heute verkaufen wir nicht nur private und geschäftliche Immobilienobjekte. Wir vermitteln auch Schweizer Firmen, die zum Verkauf stehen, mit und ohne Immobilien. Ausserdem suchen wir Schweizer Objekte im Auftrag von natürlichen und juristischen Personen.
Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der in die Selbstständigkeit startet?
Meinen wir hier den allerersten Start? Dann sage ich einfach: starten! Nicht warten. Nicht träumen. Niemand ladet dich ein und vielleicht gefällt es dir gar nicht. Dann wirst du mehr bewusst eine Stelle bei einem Arbeitgeber für dich aussuchen und genau wissen, dass es für dich persönlich eine richtige Entscheidung ist. Den Weg der Selbstständigkeit kann man eigentlich nicht lernen. Ich mag das Sprichwort: It ain’t the roads we take; it’s what’s inside of us that makes us turn out the way we do. (O.Henry)
Haben Sie einen Geheimtipp oder Trick zum Thema Kundenakquise / Vertrieb?
„Hören, schauen, laufen“. So lernte man einst Kinder Strassen zu überqueren. Dieses Vorgehen finde ich sehr zutreffend. Bewusst handeln und Kundenbedürfnisse rechtzeitig zu erkennen sind für mich wichtiger Grundsätze zum Erfolg. Nur Geschäfte abwickeln, die transparent sind. Inzwischen habe ich solche Sensoren, die mir signalisieren: diese Information ist nicht vertrauenswürdig. Auch andere haben diese Sensoren. Ich stehe für die klare Geschäftsverhältnissen, gegenüber den Kunden, aber auch gegenüber unseren Geschäftspartnern.
Was würden Sie garantiert anders machen, wenn Sie sich noch einmal selbstständig machen würden?
Früher und besser französisch lernen. Das würde definitiv helfen, die Aufträge in der französisch sprechenden Kantonen der Schweiz, in der “Romandie”, zu akquirieren.
Vielen Dank für das Gespräch!